Gründer der Gossner Mission: Johannes E. Gossner

Von Johannes E. Goßner geprägt

Die Gossner Mission trägt den Namen ihres Gründers – ein Indiz für die große Bedeutung, die dessen Denken und Glauben für die Geschichte und Gegenwart bis heute hat. Zu seiner Zeit war Johannes Evangelista Goßner weithin bekannt für seine tiefe Frömmigkeit – aber auch für seinen Eigensinn und seine Konsequenz.

Johannes E. Goßner wird am 14. Dezember 1773 in Hausen im bayerischen Schwaben als Sohn eines frommen katholischen Ehepaares geboren. Nach dem Studium der Philosophie, Physik und Theologie erhält er 1796 die Priesterweihe. Durch seine engen Kontakte zur Erweckungsbewegung kommt es jedoch bald zu Spannungen zwischen ihm und der katholischen Kirche. Das bringt ihm Verdächtigungen und Nachstellungen und 1802 sogar das Priestergefängnis ein.

Nach seiner Rehabilitation ist Johannes E. Goßner in verschiedenen Gemeinden tätig, in denen er neben Seelsorge und Predigt den Schwerpunkt auf Krankenpflege und soziale Dienste legt. Der Wiener Kongress 1815 und die einsetzende Restauration bringen ihm erneut Nachstellungen ein. 1820 erreicht ihn eine Berufung an die katholische Malteserkirche in Sankt Petersburg, doch 1824 muss Johannes E. Goßner Russland wieder verlassen.

Es folgen „Vagabundenjahre“ als Prediger und Seelsorger. Nach langem Ringen tritt er 1826 zur Evangelischen Kirche über und wirkt bis zu seinem Ruhestand 1846 als Pfarrer in Berlin.

Hier erlebt er hautnah das Elend der Menschen in den Vorstädten. So wird Goßner zum Mitbegründer der diakonischen Arbeit in Berlin. Er gründet "Kleinkinderbewahranstalten" (Kindergärten), wirkt als Gefängnispfarrer und besucht Kranke in verwahrlosten Wohnungen. Aus den ersten Krankenpflegevereinen entsteht das von ihm gegründete Elisabethkrankenhaus, das erste evangelische Krankenhaus der Stadt.

Weit über seinen unmittelbaren Wirkungsbereich hinaus bekannt wird Johannes Evangelista Goßner durch seine seelsorgerisch-missionarische Schriftstellerei. Er verfasst Erbauungsschriften, von denen das „Herzbüchlein“ und das „Schatzkästchen“ die bekanntesten sind. Ab 1834 gibt er die Zeitschrift „Die Biene auf dem Missionsfelde“ heraus (Nachfolge-Zeitschrift „Gossner.“), in der er Missionsnachrichten aus aller Welt veröffentlicht. Aus dem Komitee der Berliner Mission allerdings tritt er aus, weil er die Institutionalisierung der Mission (Gehalt für Missionare, Bau eines großen Missionshauses, Verwaltungsapparat) ablehnt.

Durch seine Schriften auf ihn aufmerksam geworden, kommen am 12. Dezember 1836 sechs junge Handwerker zu ihm, die sich um eine Missionarsausbildung bewerben: Dies gilt als Gründung der Gossner Mission. Diese ersten Missionare sendet Goßner „in eigener Regie" nach Australien aus. Ihre halbjährige Vorbereitung besteht im Vertrautmachen mit Bibel und Gesangbuch als geistigem Handwerkszeug. Das erscheint Goßner ausreichend. Die Missionare sollen das Evangelium predigen, sie sollen sich um soziale Belange kümmern und daneben ihren Lebensunterhalt selbst verdienen. Ein Gehalt erhalten sie – anders als die Missionare anderer Gesellschaften – nicht.
 
Bis zu seinem Lebensende leitet Goßner Krankenhaus und Mission. Er sendet rund 140 Missionare und 60 Missionsschwestern in alle Kontinente aus. Darunter sind 16 ausgebildete Theologen.

Die Sorge um die Zukunft seiner Glaubenswerke vertraut Goßner dem Berliner Generalsuperintendenten Carl Büchsel an. Johannes E. Goßner stirbt am 30. März 1858 in Berlin. Er liegt begraben auf dem Friedhof der Bethlehems- oder Böhmischen Gemeinde in Berlin-Kreuzberg.