Klimagerechtigkeit: Landschaft im Norden Ugandas. ©Helmut Kirschstein
Landschaft im Norden Ugandas. ©Helmut Kirschstein

Bodenerosion und Ernteverlust

Regenzeit in den Bergen immer länger

Feuchte Luft, heftiger Starkregen, kurze Trockenzeiten. Bauern in Uganda erfahren seit Jahren leidvoll, was Klimaveränderung bedeutet. Ihre Felder leiden unter Bodenerosion, Pilzbefall und schlechten Ernten.

Ursache ist der Klimawandel. Die Luft erwärmt sich, ebenso das Wasser der Weltmeere. So auch der Indische Ozean. Und das hat Auswirkungen.

Je wärmer die Luft über dem Wasser wird, desto mehr Wasser kann sie aufnehmen, etwa sieben Prozent mehr pro einem Grad Lufttemperatur. Warme Luft führt also immer schon Wasser mit sich, nun aber mehr. Für den Osten Afrikas heißt das, dass der Passatwind, der vom Ozean her das Land erreicht, noch stärker gesättigt mit Feuchte ist. Die aufsteigende Luft regnet sich aber noch nicht gleich an den Küsten ab, dort herrschen nach wie vor Wüstenbedingungen, sondern erst in den höheren Lagen im Inneren des Kontinents. An den Bergen im Hochland von Uganda.

Und die Folgen? Zum einen verlängern sich die Regenzeiten. Sind diese am Äquator normalerweise geteilt in eine Regenzeit von März bis Mai und eine weitere von Oktober bis Dezember, so kommt es nun vor, dass der Regen zwar etwas später einsetzt, aber dann bis in den Juni fortdauert und im anderen Fall bis in den Januar oder gar Februar. Die Trockenzeiten werden kürzer und damit auch die Zeiten, in denen etwa das Korn auf dem Halm reifen und trocknen kann. Wiederholt sind auf diese Weise Ernten ausgefallen.

Pilze und Schädlinge breiten sich aus

Zudem gibt es auch während der Regenzeiten noch immer ausgeprägte Dürreperioden, in denen Pflanzen und Boden austrocknen. Kommen dann Starkregen hinzu, wie sie sich ebenfalls häufen, so werden Pflanzen und Boden leicht weggeschwemmt. Zum Wasser kommen die Temperaturen, die deutlich gestiegen sind und auch weiter steigen werden. Und damit ein vermehrter Befall der Pflanzen mit Pilzen und anderen Schädlingen.

Wie sich das auswirkt, lässt sich an einem Beispiel zeigen. Kaffee ist seit alters her das landwirtschaftliche Hauptexportgut Ugandas. Ein Viertel der Ausfuhr-Erlöse wird damit erzielt. Millionen von Menschen arbeiten in diesem Sektor, auf den Plantagen oder im verarbeitenden Gewerbe. Und nicht nur große Firmen produzieren die beliebte Bohne; vor allem – zu 85 Prozent – wird sie von Kleinbauern angebaut. Seit den 90er Jahren beobachten diese zunehmend Krankheiten auf ihren Feldern, die früher nicht vorkamen und häufig zu Totalausfällen führen. So etwa die Welke-Krankheit oder der Kaffeerost oder die Kaffeekirschenkrankheit. Sie verbreiten sich nachweislich umso besser, je wärmer es ist. In Uganda lässt sich dies auch daran sehen, dass die Krankheiten in immer höhere Gebiete vorrücken, die bisher noch als zu kühl für einen Befall galten.

Kaffeeplantagen müssen in die Höhe ausweichen

Prognosen gehen davon aus, dass sich die Kaffeeanbaugebiete temperaturbedingt immer weiter zurückziehen werden. Vorzugsweise in höhere Lagen, etwa am Mount Elgon im Osten oder in den Ruwenzori Mountains im Westen Ugandas. Sie sind von den berühmten Berggorillas her bekannt. Es wird ein neuer Konflikt entstehen zwischen Ökonomie und Ökologie; eine Bedrohung für Landschaften, die bisher als Naturschutzgebiete galten. Es wird aber nicht allein der Druck auf diese Gegenden erhöht werden, sondern der auf die natürlichen Ressourcen überhaupt, auf Boden, Wasser, Wald. Aber das wäre ein neues Thema.

Ebenso wie die Bevölkerungszunahme, die den Druck weiter erhöht. Schon heute hat Uganda die jüngste Bevölkerung in ganz Afrika. Die Hälfte der Einwohner:innen ist jünger als 15 Jahre. Das Wachstum, wie es leicht vorauszuberechnen ist, wird dazu führen, dass sich die Zahl von heute 44 Millionen Einwohner bis zum Jahr 2050 verdoppelt haben wird. Damit hätte Uganda so viele Einwohner wie Deutschland – aber auf einer Fläche von nur etwa zwei Dritteln.

Zurück zum Kaffee, der jedoch nur ein Beispiel von vielen ist. Jeder Kleinbauer wird mit seinen Nutzpflanzen vom Wandel betroffen sein und sich anpassen müssen. Von der Politik gibt es dazu einige Pläne, etwa das 2007 entworfene „National Adaptation Programme of Action“. Daneben gibt es altbekannte Methoden, wie auch unter veränderten Klimabedingungen Landwirtschaft betrieben werden kann.

Maßnahmen für eine Landwirtschaft trotz Klimawandels:

  • „Water harvesting“, das Auffangen und Sammeln von Wasser zur späteren Nutzung
  • Erosionskontrolle, etwa durch Kontur- und Terrassenanbau
  • Bodenkonservierung, die Bedeckung der Oberfläche durch Zwischenfrüchte und Mulch
  • Intercropping, das gleichzeitige Anbauen verschiedener Früchte, die sich gegenseitig ergänzen (und etwa Schutz vor Sonneneinstrahlung bieten)
  • Agroforestry, eine Variante des Intercropping mit Bäumen, die weiter zur Ernährungssicherung beitragen.