Sambia in der Schuldenfalle
Hohes Maß an Korruption kritisiert
Im November 2020 hat Sambia seine Zahlungsunfähigkeit verkündet. Schon einmal, im Jahr 2005, wurden Sambia im Rahmen einer großangelegten internationalen Entschuldungskampagne Auslandsschulden erlassen. Doch das Land rutschte erneut in die Schuldenfalle.
2005 hatte sich das Land zu nachhaltigen Reformen verpflichtet und schien auf einem guten Weg zu sein. Dann starb 2015 Präsident Michael Sata; sein Vize Edgar Lungu übernahm die Regierung – und schon bald kritisierten viele das hohe Maß an Korruption im Land. In einer von Transparency International erstellten Liste rangiert Sambia auf Platz 113 von 180, Tendenz fallend.
Die neue Schuldenkrise hat sicherlich auch mit den Mehrausgaben für die Corona-Bekämpfung zu tun; auch mit den geringeren Exporteinnahmen aufgrund sinkender Kupferpreise. Denn Sambia ist nach wie vor enorm abhängig von Rohstoffexporten. Aber entscheidend sind wohl auch eine fehlgeleitete Investitionspolitik und einseitige Abhängigkeiten. Der Bergbau wurde weiterhin massiv gefördert – und dafür wurden Lizenzen an ausländische Investoren vergeben. Allen voran an chinesische Firmen. Über die Konditionen ist wenig bekannt; weder Sambia noch China reden gern über Geschäftsvereinbarungen.
Bergbau benötigt Infrastruktur: Straßen, Flughäfen, Elektrizität. All dies liefert China ebenfalls. Auch hier ist wenig zu den Konditionen bekannt. Klar ist nur, dass China – ob nun eine Privatbank oder der Staat als Geber auftritt – sich diese Dienstleistungen teuer bezahlen lässt. Es ist keine Entwicklungshilfe, die die Asiaten hier betreiben, sondern knallhartes Geschäft. Die meisten Kredite für ihre Investitionen wurden zu Marktbedingungen vergeben. Das i-Tüpfelchen ist, dass diese Infrastrukturmaßnahmen überwiegend durch chinesische Firmen ausgeführt werden. So bleibt das Geld in China - die Schulden und Zinsen hingegen bei den Sambiern.
Die heutige Schuldenzusammensetzung sieht somit anders aus als noch 2005. Laut Organisation „erlassjahr.de“ handelt es sich bei fast der Hälfte der knapp 20 Milliarden Dollar Schulden um Forderungen von privaten Schuldnern, allen voran chinesischen. Hinzu kommen bilaterale Schulden bei Staaten, wiederum angeführt von China. Und nur ein recht geringer Teil seien multinationale Kredite. Ein erneuter Schuldenerlass müsste also viele, auch private Geldgeber an einen Tisch bringen.
Durch die Wahlen im August 2021 ist Bewegung in die Sache gekommen. Zum dritten Mal in der Geschichte Sambias kam es zu einem demokratisch legitimierten Machtwechsel: Herausforderer Hakainde Hichilema gewann 59 % der Stimmen: eine deutliche Niederlage für den bisherigen Präsidenten Edgar Lungu mit 38 %. Auf den neuen Präsidenten, der als „reichster Mann Sambias“ gilt, warten zahlreiche Herausforderungen: Das Land ist nicht nur hoch verschuldet, sondern die Gesellschaft nach dem von Gewalt geprägten Wahlkampf tief gespalten.
Schwierig werden die Gespräche mit internationalen Gläubigern werden, allen voran mit dem Internationalen Währungsfonds. In seinem Wahlkampf hatte Hakainde Hichilema vor allem seine Wirtschaftskompetenz hervorgehoben. Der 59-Jährige ist das, was man einen Selfmademan nennen könnte. Aus einfachsten Verhältnissen kommend, hat er sich nach oben gearbeitet: Schule, Universität mit Schwerpunkt Wirtschaft. Internationale Erfahrung in verschiedenen Firmen bringt er ebenso mit wie eigene aus seinen Unternehmen. Viele hoffen nun, dass er die Kompetenz, die ihm zu diesem rasanten Aufstieg verholfen hat, zum Wohl des Landes einsetzen wird.
Sambia gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. 58 % der Menschen leben nach Angaben der Weltbank unterhalb der Armutsgrenze, d.h., sie verfügen über weniger als 1,9 US-Dollar am Tag. Die Bevölkerung (ca. 18 Millionen Menschen) wächst pro Jahr um etwa 2,8 Prozent.