Geschichte
Alles beginnt mit Johannes E. Goßner
Zwölf Missionare werden 1837 nach Australien ausgesandt – der Beginn der Gossner Mission. In der Folgezeit nehmen weitere Handwerker und Theologen in allen Kontinenten ihre Arbeit auf. Sie sollen die frohe Botschaft verkünden, aber auch den Armen und Ausgegrenzten helfen und für ihre Rechte eintreten.
Mission und sozialdiakonisches Wirken gehören für Johannes Evangelista Goßner unverrückbar (wie zwei „Zwillingsschwestern") zusammen. So ist es für ihn naheliegend, dass er 1836/37 mit dem Elisabethkrankenhaus das erste evangelische Krankenhaus in Berlin gründet. Pfarrer Johannes E. Goßner gilt als Mitbegründer eines ganzheitlichen Missionsverständnisses.
Die Gründung des Missionswerkes allerdings (zunächst noch „Evangelischer Missionsverein zur Ausbreitung des Christentums unter den Eingeborenen der Heidenländer") hat Johannes E. Goßner (1773 – 1858) ursprünglich nicht geplant. Doch als im Dezember 1836 sechs Männer mit der Bitte um Aussendung zu ihm nach Berlin kommen, entspricht er dieser Bitte gern. Ähnlich wie bei der Herrnhuter Brüdermission sollen seine Missionare in apostolischer Weise tätig sein, d.h. vor allem die frohe Botschaft verkünden und daneben wie Paulus ihren Lebensunterhalt selbst verdienen. Die Konfession spielt für ihn keine Rolle.
In der Folge sendet Johannes E. Goßner Missionare in alle Welt aus; eine kontinuierliche Missionsarbeit aber entwickelt sich nur im Nordosten Indiens. Die Missionare wirken dort ab 1845 sehr erfolgreich unter den Adivasi (indigene Völker). Sie beschränken sich von Anfang an nicht auf die Verkündigung, sondern sie treten für die Rechte und die Rettung der Adivasi ein. Das hat die Feindschaft der Feudalherren zur Folge. Ungeachtet dessen bilden die Missionare bald die ersten Pastoren unter den Adivasi aus. So entwickelt sich in Indien bald eine eigenständige junge Kirche, die Gossner Kirche.
Bis zu seinem Lebensende leitet Johannes E. Goßner das Missionswerk sowie das Krankenhaus in Berlin. Er sendet rund 140 Missionare und 60 Missionsschwestern in alle Welt aus. Darunter sind 16 ausgebildete Theologen.
Heute sieht sich die Gossner Mission als eine Missionsgesellschaft, die Mission ganzheitlich versteht, sich vielfältig engagiert und offen für neue Projekte ist. Dabei profitiert sie weiter von der Erinnerung an Johannes E. Goßners erstaunliche Freiheit von starren Prinzipien und Ordnungen, seiner Flexibilität sowie seiner ökumenischen Haltung in Bezug auf die Verwirklichung partnerschaftlicher Zusammenarbeit.
Gossner Mission stets auf neuen Wegen
Schwierigkeiten entwickeln sich in der Missionsgesellschaft selbst, weil sich Kritik an der unorganisierten und überkonfessionellen Form der Mission Johannes E. Goßners entwickelt. Nach Goßners Tod wird 1858 in Berlin ein Kuratorium zur Leitung eingesetzt. Später entwickelt das Werk eine lutherische Prägung. Doch trotz der Annäherung an einen „normalen Missionswerkstyp" schafft es die Gossner Mission stets, der Bürokratisierung und Erstarrung, die der Gründer so gefürchtet hatte, zu entgehen.
In Indien führt indes der Beginn des Ersten Weltkrieges zur Ausweisung der deutschen Missionare. So konstituiert sich dort 1919 eine selbstständige Gossner Kirche. Diese junge indische Kirche ist die erste auf einem neuzeitlichen Missionsfeld überhaupt. Da sich die Lösung von der „Mutter" in Deutschland aber recht schwierig gestaltet, kann erst nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs von einer wirklichen Selbstständigkeit gesprochen werden. Damit hat die Gossner Mission als eine der ersten deutschen evangelischen Missionsgesellschaften ihr bisheriges Arbeitsgebiet freiwillig verlassen, weil sie ihren Auftrag dort als beendet erkannt hat.
Deutschland-Arbeit als besonderes Kennzeichen
In Deutschland beginnt die Gossner Mission nach dem Zweiten Weltkrieg in der Tradition der Bekennenden Kirche, missionarische Aufgaben vor Ort wahrzunehmen, zunächst mit der Wohnwagenarbeit in den zerstörten Dörfern des Oderbruchs. Daraus geht die „Gossner Mission in der DDR“ mit Sitz in Ost-Berlin hervor, die vor allem unter Arbeitern und in Neubaugebieten neue Gemeindeformen begründet. In der Bundesrepublik entsteht in Mainz – neben der weiterhin bestehenden Zentrale in West-Berlin –1950 das Gossner-Zentrum für kirchlichen Dienst in der Industriegesellschaft.
Die Geschäftsstellen Berlin-West und Berlin-Ost werden nach der Wiedervereinigung Deutschlands zusammengeführt; die Gossner-Arbeit in Mainz später an die Ev. Kirche von Hessen und Nassau übergeben bzw. in Form der „Gesellschaftsbezogenen Dienste“ in die Berliner Geschäftsstelle übertragen.
Heute pflegt die Gossner Mission enge partnerschaftliche Beziehungen zur indischen Gossner Kirche, etwa durch die finanzielle Unterstützung von Projekten und durch ein intensives gegenseitiges Besuchsprogramm. Auch der Austausch von weltwärts-Freiwilligen trägt zu der guten und zukunftsgerichteten Partnerschaft bei. Die Gossner Mission ist zudem seit 1968 in Nepal tätig sowie seit 1970 in Sambia. Dabei steht Entwicklungszusammenarbeit im Fokus. Seit 2016 gibt es zudem eine Partnerschaft zu zwei Diözesen der Church of Uganda.