Hoffnung Impfspritze: In den Bergen Nepals. ©UMN
Hoffnung Impfspritze: In den Bergen Nepals. ©UMN

Chaurjahari: Angst vor neuer Corona-Welle

Nepal: Zwischen Angst, Erschöpfung – und Hoffnung

Auf eine Zeit voller Herausforderungen blickt das Hospital Chaurjahari in Nepal zurück. „Unsere Mitarbeitenden sind tief erschöpft“, sagt der Manager. Das kleine Team musste viele Herausforderungen meistern: die Angst der Bevölkerung, die Unsicherheit, Personalmangel, Wirtschaftskrise, Lieferkettenprobleme – und die Pandemie selbst.

Zugleich betont Manager Dil Giri große Dankbarkeit für alle Unterstützung, Ermutigung und Gebete. „Unser kleines Hospital hat Enormes geleistet und hat vielen Menschen helfen können. Dank Ihrer Spenden!“ Im Geschäftsjahr 2020/21 konnte das Krankenhaus rund 80.000 Patienten behandeln – und zudem gezielt in die Dörfer gehen, um dort die Menschen aufzuklären, zu beraten und kostenlos Medikamente und Lebensmittel an Bedürftige zu verteilen.

Rund 10 Prozent der Familien in Nepal haben aufgrund der Corona-Pandemie keinerlei Einkommen mehr; 30 Prozent müssen mit starken Verlusten klarkommen. Das geht aus einer Studie des World Food Programms 2021 hervor. Betroffen sind vor allem die Familien von Tagelöhner:innen und Arbeitsmigrant:innen. Zu den Regionen, die am stärksten betroffen sind, gehört die Berg-Provinz Karnali. In dieser liegt sowohl das Hospital Chaurjahari als auch die Mugu-Region, in der die Gossner Mission seit vielen Jahren Projekte unterstützt. Karnali im Nordwesten Nepals ist sehr abgelegen und aufgrund der großen Armut suchen hier besonders viele Bewohner:nnen Arbeit in Indien – zumindest in „normalen“ Zeiten.

Die Corona-Pandemie und der lange Lockdown haben in vielen nepalesischen Familien Not und Verzweiflung ausgelöst. Auch die langjährigen Partnerorganisationen der Gossner Mission sind betroffen.

„Als die Pandemie 2020 begann, beschloss die nepalische Regierung, unser Krankenhaus in Chaurjahari zu einem der COVID 19-Zentren in unserer Bergregion zu machen“, blickt der Manager zurück. „In dieser schwierigen Zeit konnten wir dazu nicht Nein sagen.“ Aber dies sei mit großen Herausforderungen für das kleine Hospital verbunden gewesen.

Aufklärung und Hilfe für die Dörfer

Von Anfang an sei klar gewesen, dass neben den COVID 19-Patienten andere Patienten weiterhin behandelt werden müssten – und zwar räumlich getrennt von den Corona-Infizierten. Dazu musste 2020 in Windeseile eine Isolierstation gebaut werden und musste das gesamte Personal in der Verwendung von Schutzausrüstung und Desinfektionsmitteln geschult werden. Zudem wurde zusätzliches Personal eingestellt: acht Krankenschwestern, zwei Köche und zwei Wachleute, die verhindern sollten, dass Angehörige oder aber verängstigte Dorfbewohner die Isolierstation betreten oder gefährden würden.

„Auch stellen die Wachleute sicher, dass alle Personen, auch die Patienten, die ins Krankenhaus kommen, sich die Hände waschen, eine Maske tragen, ihre Temperatur überprüfen lassen – und ohnehin nur in dringlichen Fällen das Krankenhaus betreten.“ Zudem gehen Mitarbeitende mit Mikrofonen durch die Dörfer und klären die Dorfbewohner über Gesundheitsfragen zur Pandemie auf. Das Krankenhaus hat ein tägliches Radioprogramm mit dem Titel „Kampf gegen Covid“ gestartet.

Dil Giri: „Vor allem die Monate Mai bis August in 2021 waren sehr schwer. Manchmal hatten wir nicht genügend Betten oder Sauerstoff für all die Infizierten, die zu uns kamen. Das Virus war ja bis in die entlegensten Winkel Nepals vorgedrungen. Aber wir haben niemanden abgewiesen!“

Der Manager beschreibt die Herausforderungen:

„In der Bevölkerung herrschte große Angst vor Corona. Selbst unsere Mitarbeitenden waren in den ersten Wochen verängstigt. Die lokale Bevölkerung wehrte sich anfänglich gegen den Bau der Isolierstation – aus Angst vor einer Infektion. Die Köche, die für die COVID-Patienten und das Personal kochen sollten, kündigten – aus Angst vor einer Infektion. Unsere Personalressourcen waren zeitweise sehr begrenzt. Hinzu kam, dass Sanitäter und Sicherheitsbeamte sich ansteckten, so dass 19 Mitarbeitende (33 % des medizinischen Personals) gleichzeitig unter Quarantäne gestellt werden mussten. Aufgrund des Lockdowns hatten wir Probleme mit der Versorgungskette: Sauerstoffflaschen, Medikamente und Benzin trafen teilweise nicht rechtzeitig ein. Hinzu kam die hohe Inflation. Die Dinge wurden sehr teuer. Und die Regierung hatte sehr hohe Erwartungen an uns.“

Chaurjahari verteilt Lebensmittel und Medikamente

Im Haushaltsjahr 2020/21 erhielten 3550 Kinder kostenlos Medikamente und Essen, Hygienesets und Unterrichtsmaterial. 600 Grundschulkinder erhielten eine Mittagsmahlzeit. Es wurden in einem Jahr neun Bergeinsätze (Health Camps) durchgeführt, von denen 7600 Menschen profitierten. Der Bau einer Umgrenzungsmauer (zum Schutz gegen wilde Tiere) ist im Gange. Die zweite Phase des Wasserprojekts ist im Gange. Eine Sauerstoffanlage wird zurzeit installiert. Zudem wurde Informationsmaterial erarbeitet und verteilt sowie wurden Handwaschstationen in Dörfern und Schulen wurden eingerichtet. Die Chaurjahari-Teams gehen weiterhin regelmäßig in Dörfer und Schulen, um aufzuklären und zu informieren.

Über ihren Corona-Nothilfefonds unterstützt die Gossner Mission in Nepal diese Aufklärungs- und Gesundheitsarbeit des Bergkrankenhauses Chaurjahari sowie auch der beiden Krankenhäuser ihrer Partnerorganisation UMN (United Mission to Nepal). Zusätzlich sandte sie in 2021 auch Mittel an die öffentlichen Gesundheitseinrichtungen im Mugu-Bergdistrikt. Finanziert wurden damit Materialien zur Behandlung von COVID-19 Erkrankungen, wie etwa Sauerstoff-Konzentratoren und -Flaschen, Hygiene- und Schutzmaterial, Tests und Medikamente – und auch die Präventionsarbeit in dieser Bergregion.

Überblick über die Entwicklung in Nepal in unserer Zeitschrift „Gossner.“ 3/2021, Seite 28 >>