Indien: Pfarrerinnen auf dem Vormarsch
Indische Gossner Kirche: 2000 erstmals Frauen ordiniert
Alice Surin ist Pfarrerin in Tezpur (Assam). Zu ihrem Pfarrbezirk gehören rund 600 Familien, die über 23 kleine Gemeinden verstreut sind. Die Wege dorthin sind oftmals gefährlich für sie als Frau. Trotzdem ist sie Pfarrerin mit Leib und Seele!
Oftmals ist Alice Surin darauf angewiesen, einen männlichen Begleiter zu finden, wenn sie abgelegene Gemeinden besuchen will. „Und in der Regenzeit geht es manchmal gar nicht! Dann schwellen die Flüsse so sehr an, dass die Brücken unpassierbar sind. Ein Problem sind auch die Elefanten, die bei uns auf dem Land leben – immer auf der Suche nach Essbarem. Wenn sie Hunger haben, sollte man sich vor ihnen in Acht nehmen“, erzählt die Pfarrerin.
Das Mobilitätsproblem teilt sie übrigens mit vielen ihrer Kolleginnen. Nur wenige besitzen einen Führerschein; von Auto oder Moped ganz zu schweigen. „So stehen wir alle immer wieder vor der Herausforderung, wie wir unsere Gemeindeglieder in den Dörfern erreichen können.“
Gossner Mission unterstützt die Ordination von Frauen in Indien
Diese und ähnliche Fragen wurden in einem umfangreichen Bericht thematisiert, den die Gossner Kirche 2022 vorlegte. Darin wurde deutlich: Die Arbeit der Pfarrerinnen in den Gemeinden der indischen Gossner Kirche kommt gut an. So das Ergebnis einer internen Evaluation. Denn was in deutschen Gemeinden längst selbstverständlich ist, hat sich in Indien noch immer nicht wirklich eingespielt. Erstmals waren im Jahr 2000 in der Gossner Kirche Frauen ordiniert worden.
In der Umfrage 2022 geben 96 %der befragten Gemeindemitglieder an, dass die Pfarrerinnen gute oder sehr gute Arbeit leisten. 97 % bescheinigen ihnen, dass sie die Gemeindearbeit beleben, die Frauen stärken und sich vor allem um Familien und Jugendliche kümmern. Umgekehrt empfinden allerdings zahlreiche Pfarrerinnen (35 %), dass ihnen in Gemeinden eine ablehnende Haltung entgegenschlage.
In der Gossner Kirche gibt zum Zeitpunkt der Evaluierung 200 Pastorinnen und Pastoren, davon 29 weibliche. Außerdem arbeiten 27 nicht ordinierte Theologinnen im Dienst der Kirche. Viele der Frauen kommen vom Land und aus einfachen Verhältnissen. Sie sind darauf angewiesen, für ihr Studium ein Stipendium zu erhalten. Die Gossner Mission fördert Theologie-Student:innen der Gossner Kirche jährlich mit 6000 Euro.