Frauenrechte
Gleichberechtigung ist ein Menschenrecht und eines der Nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen. Doch bis heute werden Frauen und Mädchen weltweit benachteiligt, leiden sie unter Diskriminierung und Gewalt. Ob Bildung und Einkommen, Repräsentation in Wirtschaft und Politik, Gesundheitsversorgung oder persönliche Freiheiten: Frauenrechte werden in vielen Ländern und Lebensbereichen beschränkt. Frauen und Mädchen im globalen Süden sind besonders betroffen. Denn Armut, Hunger und Krisen wie Naturkatastrophen, Kriege oder die Corona-Pandemie verstärken Diskriminierung und Ungleichheit.
Die Gossner Mission engagiert sich mit ihren Partnerorganisationen für die Rechte von Frauen und setzt sich dafür ein, dass alle Menschen unabhängig von ihrer geschlechtlichen Identität die gleichen Chancen erhalten.
Viele Formen der Benachteiligung und Gewalt
Die Benachteiligungen sind vielfältig. Von zwei Milliarden mangelernährten Menschen auf der Welt sind 1,4 Milliarden weiblich. Frauen verdienen weltweit mit der gleichen Arbeit meist deutlich weniger als Männer. Die Müttersterblichkeit ist unnötig hoch, Mädchen haben schlechtere Bildungschancen als Jungen. Außerdem leiden Frauen und Mädchen unter weit verbreiteter geschlechtsbasierter und sexualisierter Gewalt.
Wie tief Diskriminierung und Frauenverachtung gesellschaftlich verankert sind, zeigen die vielfältigen Formen der Gewalt, denen Frauen und Mädchen weltweit ausgesetzt sind. Laut WHO wird jede dritte Frau im Laufe ihres Lebens geschlagen oder sexuell missbraucht. Mädchen werden als Minderjährige zwangsverheiratet, um den Haushalt der Eltern finanziell zu entlasten und schnell die vorgesehene Rolle als Mutter und Hausfrau einzunehmen. In Südasien und Subsahara-Afrika wurde etwa die Hälfte aller Frauen, die heute 20 bis 24 Jahre alt sind, vor ihrem achtzehnten Geburtstag verheiratet.
Diskriminierung von Mädchen
Es gibt viele Formen von Diskriminierung – zum Beispiel, wenn Mädchen in ihrer Familie weniger wertgeschätzt werden, weniger selbst bestimmen dürfen und weniger Freiheiten haben. Diskriminierung kann schon vor der Geburt beginnen, wenn Eltern sich für die Abtreibung eines gesunden Kindes entscheiden, nur weil es weiblich ist. In vielen Gesellschaften ist auch das Thema Menstruation nach wie vor ein Tabu. Das kann dazu führen, dass Mädchen während ihrer Periode nicht zur Schule gehen können.
In bestimmten Regionen Nepals etwa gelten Mädchen und Frauen an diesen Tagen als unrein. Sie dürfen andere Menschen nicht berühren, nicht einkaufen und nicht zur Arbeit gehen. Zudem gibt es regional den strengen traditionellen Brauch, Mädchen und Frauen während ihrer Periode in unbeheizte Menstruationshütten zu verbannen. Kälte, Rauchvergiftungen und Tierangriffe waren Gründe, warum in der Vergangenheit immer wieder Mädchen und Frauen dabei ums Leben kamen.
In Krisensituationen – zum Beispiel nach einer Naturkatastrophe oder in Kriegen – ist die Bildung von Mädchen besonders betroffen. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie in einer solchen Notlage nicht mehr zur Schule gehen, ist mehr als doppelt so hoch wie bei Jungen.
Corona hat die Armut verschärft
In Krisensituationen zählen Frauen und Mädchen zu den am stärksten gefährdeten Gruppen. Ihr Risiko, das Leben oder die Lebensgrundlage zu verlieren, ist besonders hoch. Denn sie verlieren oft schützende Strukturen wie das Zuhause, den Arbeitsplatz oder den täglichen Schulbesuch. Männer ziehen in Krisen auf der Suche nach Arbeit an andere Orte – Kindererziehung, Pflege und Versorgung der Angehörigen bleiben dann den Frauen überlassen. In Dürreregionen sind es meist Mädchen, die für die Familie Wasser holen – und deshalb nicht zur Schule gehen.
Corona hat bei vielen Familien die Armut verschärft. Damit hat auch die Diskriminierung von Frauen wieder zugenommen. Wenn Eltern sich die Schulgebühren nicht mehr leisten können, schicken sie ihre Kinder nicht mehr zur Schule. Die ersten, die dann zu Hause bleiben müssen, sind die Töchter. Auch das Risiko, Opfer von (sexueller) Gewalt oder zwangsverheiratet zu werden, ist für Mädchen in der Ausnahmesituation der Pandemie besonders groß.
SDGs: Mehr Gleichberechtigung für Frauen bis 2030
In den 17 Nachhaltigen Zielen der Vereinten Nationen (Agenda 2030) findet sich die Situation von Frauen und Mädchen an verschiedenen Stellen wieder. Ziel Nummer 5 strebt die Gleichheit der Geschlechter an. Alle Formen der Diskriminierung sollen beendet und alle Formen von Gewalt im öffentlichen und im privaten Bereich beseitigt werden.
Es gibt verschiedene internationale Aktionstage, die auf Rechte von Frauen und Mädchen aufmerksam machen:
- 6. Februar: Internationaler Tag gegen weibliche Genitalverstümmelung
- 8. März: Weltfrauentag
- 19. Juni: Internationaler Tag für die Beseitigung sexualisierter Gewalt in bewaffneten Konflikten
- 11. Oktober Weltmädchentag
- 25. November: Internationaler Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen
Geschlechtsbedingte Diskriminierung kann nur überwunden werden, wenn sich Frauen und Männer von gewohnten Rollenbildern lösen und sich gemeinsam für Geschlechtergerechtigkeit einsetzen. Die Entwicklungszusammenarbeit hat sich lange vorwiegend an Frauen gewandt. Es sind jedoch Frauen und Männer, die ihre Einstellungen ändern und die patriarchalen Machtverhältnisse, Denk- und Verhaltensweisen infrage stellen müssen, um Diskriminierung abzubauen und Gleichberechtigung zu erreichen.