Junge in Uganda: Bildungskrise durch Corona. ©Helmut Kirschstein
Junge in Uganda: Bildungskrise durch Corona. ©Helmut Kirschstein

Pandemie verschärft Bildungskrise

Schulen wegen Corona monatelang geschlossen

Unter den Folgen der Corona-Pandemie leiden besonders die Kinder. Schulschließungen, häusliche Gewalt, Vergewaltigungen, Frühschwangerschaften – dies ist laut UNICEF vielerorts zu beobachten. Besonders jedoch in Ländern, in denen viele  Familien in Armut leben.  

Beispiel Uganda. Hier blieben die Schulen knapp zwei Jahre lang geschlossen. „Erst Anfang Januar 2022 durften elf Millionen Kinder und Jugendliche im Land wieder zurück in den Unterricht“, so Dr. Volker Waffenschmidt, Afrika-Koordinator der Gossner Mission. Viele Tausende jedoch blieben zu Hause, da sie seit dem Lockdown ihre Familien mit Arbeit unterstützen müssen, oder weil ihre Lernverluste zu groß sind – oder weil sie selbst Kinder bekommen haben. „Die Krise hat fatale Auswirkungen für die Zukunft der Menschen im globalen Süden!“, so Waffenschmidt zum Tag der Bildung am 24. Januar.

In Uganda waren Schulen und Betriebe nach Auftreten der ersten Corona-Fälle im März 2020 geschlossen worden. Allein im ersten Corona-Jahr, so berichtet UNICEF, verpassten die Schülerinnen und Schüler 149 Tage Unterricht.

Häusliche Gewalt nimmt zu

Seit 2020 nehmen zudem die Fälle häuslicher Gewalt zu – ebenso wie die Zahl der Vergewaltigungen im häuslichen Umfeld und die Zahl der Frühschwangerschaften. Laut UNICEF stiegen die Fälle von März 2020 bis Juni 2021 um über 22 Prozent bei den 10- bis 24-Jährigen. Ähnliches berichtet in Gesprächen auch Schulleiterin Gladys Oyat aus Kitgum. Dort unterstützt die Gossner Mission seit vielen Jahren die Mädchen-Internatsschule „Y.Y. Okot“.

Auswirkungen haben die Schulschließungen nicht allein auf die Kinder, sondern auch auf die Lehrkräfte. „Ich werde nie wieder zurückgehen“, lautete die Schlagzeile eines Artikels im „Guardian“ im September 2021. Darin beschreiben viele Lehrkräfte aus Uganda, wie sie auf außerschulische Jobs zurückgreifen mussten, um ihre Familien zu ernähren: Sie fanden Tätigkeiten in der Landwirtschaft, im Gartenbau oder im Verkauf.

Gladys Oyat berichtet von Kolleg:innen, die nun eines der populären Motorrad-Taxis fahren, ein „Boda-Boda“. Andere kaufen und verkaufen Holzkohle. Manche finden Gefallen an der neuen Tätigkeit, garantiert es ihnen doch das Überleben. Wie viele von ihren Kolleg:innen nie wieder in den Schuldienst zurückkehren werden, kann Gladys Oyat nicht sagen. „Aber ein Mangel an Lehrkräften ist absehbar. Es bleibt eine tiefe Verunsicherung.“ Und eine ebenso tiefe Enttäuschung darüber, wie wenig Wert die Regierung der Bildung der Jugend beimisst. Dr. Volker Waffenschmidt: „Die Folgen für das Bildungssystem im Lande werden noch weit über Corona hinaus zu spüren sein.“

Kinder stützen Familienauskommen

Beispiel Nepal: Während der Pandemie waren die Schulen hier insgesamt mehr als ein Jahr lang geschlossen. Darunter litten vor allem die Kinder aus ärmeren Familien. „Diese haben oft weder die Geräte noch zuverlässigen Zugang zur Stromversorgung oder zum Internet, um am Fernunterricht teilnehmen zu können“, so eine Sprecherin der Gossner-Partnerorganisation UMN in Kathmandu. „In anderen Fällen müssen Kinder ihren Eltern bei der Arbeit helfen, damit die Familien über die Runden kommen. Diese Entwicklung verschärft sich.“

Die Bildungskrise trifft nicht nur Uganda und Nepal. In vielen Ländern des globalen Südens wird sie nachhaltig die Bildungssysteme verändern und schädigen – und damit die zunehmende Bildungsungleichheit verschärfen, fürchtet Dr. Waffenschmidt.