Nepal: Leben in Armut
Bürgerkrieg und Erdbeben haben Situation in Nepal verschärft
Nepal gehört zu den elf ärmsten Ländern der Welt. Mehr als ein Drittel der Bevölkerung hat weniger als einen US-Dollar pro Tag zur Verfügung. Die soziale Lage der Menschen wurde verschlimmert durch den Bürgerkrieg Nepals von 1996 bis 2006 sowie durch das schwere Erdbeben von 2015. Auch die Corona-Pandemie und der mit ihr einhergehende Lockdown haben das Land schwer getroffen.
Laut dem Index für menschliche Entwicklung nimmt Nepal den Rang von 147 unter 177 Ländern ein (UNDP, 2020). Frauen haben eine niedrigere Lebenserwartung, unter anderem wegen der hohen Müttersterblichkeit. Generell ist die Lebenserwartung seit den 1980er Jahren stark gestiegen: von damals 50 auf jetzt 70 Jahre. Doch: Unterernährung – vor allem bei von Kindern – ist noch immer verbreitet. Nahrungssicherheit ist nicht überall gewährleistet. Zwischen Stadt und Land gibt es ein großes Wohlstandsgefälle.
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Nepal weist eine hohe Heterogenität verschiedener Volksgruppen auf, die sich auf das gesamte Staatsgebiet verteilen. Über Jahrhunderte wurden zentrale Bereiche wie Politik, Verwaltung und Militär von einigen wenigen Gruppen dominiert. Ethnische Minderheiten und soziale Gruppen wie z. B. Menschen, die den Dalit-Kasten (meist Handwerker) zugeordnet werden, werden diskriminiert, auch wenn dies die Verfassung untersagt.
Neue Verfassung seit 2015
Die soziale Lage gehörte mit zu den Ursachen des Bürgerkrieges, der von 1996 bis 2006 fast 13.000 Menschen das Leben kostete. Zehn Jahre lang hielten die gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen den Regierungstruppen des Königs und den Maoisten das Land in Atem. Schließlich musste der König 2006 seine Alleinherrschaft aufgeben. So führte der Bürgerkrieg schließlich zur Abschaffung der konstitutionellen Monarchie (der gottähnliche Status des Königs als Staatsoberhaupt war bereits 1990 in einem Volksaufstand beseitigt worden). Bis heute sind viele der Menschenrechtsverletzungen aus der Zeit nicht aufgeklärt.
Im Jahr 2015 konnte nach vielen Streiks und langem politischen Hin und Her eine neue Verfassung verabschiedet werden. Heute ist Nepal eine föderale Republik mit sieben Provinzen und definiert sich als säkularer Staat. Allerdings bestehen feudalistische Ordnung und Kastensystem fort. Die junge Demokratie wird immer wieder von Unruhen erschüttert.
Am 25. April 2015 kam es zu einem schweren Erdbeben nicht weit vom Kathmandu-Tal. In den folgenden Wochen bebte die Erde immer wieder. Neben hohen Sachschäden kamen dabei mehr als 8.800 Menschen ums Leben. Das Land ist weiterhin stark erdbebengefährdet.