Von Polizei zum Flughafen Delhi eskortiert
Die gemeinsame Delegation des Kirchenkreises Emden-Leer und der Gossner Mission wurde am 29. Oktober unter falschen Anschuldigungen aus Assam ausgewiesen. Groß ist die Sorge um die Sicherheit des indischen Mitarbeiters der Gossner Mission.
Die siebenköpfige Gruppe, die Kirchengemeinden besucht und an Gottesdiensten teilgenommen hat, wurde unter Polizeiaufsicht zum Flughafen Guwahati in Assam und weiter nach Delhi gebracht, um anschließend nach Deutschland weiterzufliegen. Der Gruppe wird vorgeworfen, an missionarischen Veranstaltungen teilgenommen zu haben.
„Wir sind nach Indien geflogen, weil unser Kirchenkreis eine Kirchenpartnerschaft zu einem Kirchenkreis in Assam aufbauen wollte“, widerspricht Superintendentin Christa Olearius den Vorwürfen. „Wir haben Gottesdienste besucht und wurden von vielen Christinnen und Christen hier herzlich begrüßt. Kann es sein, dass dies in einem demokratischen Land wie Indien nun nicht mehr erlaubt ist?“
In großer Sorge
In großer Sorge ist die Gruppe um die Sicherheit eines indischen Mitarbeiters der Gossner Mission. Er hatte die Delegation bei ihren Besuchen in Assam begleitet und musste entgegen anderslautender vorheriger Zusage am Abreisetag im Hotel in Assam zurückbleiben. Am Tag zuvor hatte die Polizei seine Kamera und sein Smartphone konfisziert, Kontakte und Fotos ausgelesen und ihn vor Ort verhört. „Wir haben keinerlei Information, wie es ihm zurzeit geht“, so Gossner-Direktor Christian Reiser. „Diese Art der Behandlung ist inakzeptabel. Wir sind in großer Sorge.“
Die Ausweisung kam ohne Vorankündigung. Am Freitag morgen (28. Oktober) hatte die Delegation eine christliche Schule in Tezpur besuchen wollen, wurde aber von der Polizei im Hotel festgesetzt und befragt. Pässe und Visa mussten abgegeben, eine Kopie des Besuchsprogramms übermittelt werden. Kontakte zur Deutschen Botschaft und zum Konsulat sowie zu staatlichen und kirchlichen Behörden in Deutschland erbrachten keine Veränderung der Situation. Da zur Kooperation geraten wurde, ging die Delegation auf die nach langem und zermürbendem Warten genannte Forderung ein, pro Person 500 Dollar zu zahlen sowie das Land so bald wie möglich zu verlassen.
Reiser: "Herzstück der Arbeit gefährdet?"
In der Nacht zu Samstag, 29. Oktober, wurde dann mitgeteilt, dass der indische Mitarbeiter nicht nach Hause in die indische Stadt Ranchi fliegen dürfe. Er solle für weitere Verhöre zur Verfügung stehen. Die deutsche Delegation dagegen wurde von bewaffneter Polizei zum Auto und zum Flughafen eskortiert, mit dem Hinweis, erst in Delhi die Pässe zurückzuerhalten. „Ganz normale kirchliche Kontakte, die jahrzehntelang möglich waren, scheinen plötzlich illegal zu sein“, so die Superintendentin des Kirchenkreises Emden-Leer, Christa Olearius, am Morgen der erzwungenen Ausreise völlig fassungslos.
Die Gossner Mission unterhält eine enge Partnerschaft zur indischen Ev.-luth. Gossner Kirche in Chotanagpur und Assam. Gegenseitige Besuche und Begegnungen gehören zum Alltag dieser Partnerschaft und sind das Herzstück der Arbeit. Direktor Christian Reiser sowie einige Mitglieder der Reisegruppe hatten ursprünglich von Assam in den indischen Bundesstaat Jharkhand weiterreisen wollen, wo die Kirchenleitung sie zu Gesprächen und Festlichkeiten erwartete. Reiser schaut mit großer Besorgnis in die Zukunft der Zusammenarbeit: „Wenn eine deutsche Gruppe sich durch einen Gottesdienstbesuch der Gefahr aussetzt, bestraft und ausgewiesen zu werden, dann stehen zukünftige Begegnungsreisen infrage.“
In acht von 28 indischen Bundesstaaten existieren sogenannte „Anti-Konversionsgesetze“. Diese Gesetze werden oft als Vorwand benutzt, um christliche oder muslimische Gläubige ins Visier zu nehmen und zu beschuldigen.