Trauer: Alt-Bischof Nirmal Minz verstorben

Ein Leben lang engagiert für die Rechte der Adivasi

Die Gossner Mission trauert um Dr. Nirmal Minz, den früheren Bischof der Nordwest-Gossner Kirche in Indien. „Mit ihm verliert die Gossner-Gemeinschaft eine wichtige Persönlichkeit, einen Pionier und visionären Diener Gottes”, betont Direktor Christian Reiser. Minz hatte 1971 das Gossner College in Ranchi gegründet, wo zum ersten Mal in der Geschichte Indiens Unterricht in indigenen und lokalen Sprachen angeboten wurde. 1977 hatte sich unter seiner Führung die Nordwest-Diözese von der Gossner Kirche abgespalten, um selbständig zu werden. Der 94-Jährige erlag am 5. Mai einer COVID-19-Erkrankung. Dular Lakra, der amtierende Bischof der Nordwest-Gossner Kirche, war am 23. April ebenfalls ein Opfer der Pandemie geworden.


Den Kampf für Wahrheit und Gerechtigkeit nannte Dr. Nirmal Minz einmal als übergreifendes Thema seines Lebens. Er war Pfarrer und Lehrer, Mentor und Moralist, Aktivist und Anthropologe. Über die Grenzen Indiens hinaus wurde er geachtet für sein großes Verständnis und seine umfangreichen Veröffentlichungen auf dem Gebiet der Theologie und der indigenen Kultur. 

Geboren 1927 in dem kleinen und abgelegenen Dorf Anwaratoli im Bundesstaat Jharkhand wurde Nirmal Minz als kleiner Junge mit dem frühen Tod seiner Schwester konfrontiert - und fand die Antwort auf all seine Fragen im Evangelium. So studierte er später Theologie - und durchlief dann viele Stationen auf dem langen Weg seines Lebens. Ausgebildet an der Universität von Patna, dem Serampore College, Kolkata, dem Luther Seminary, St. Paul (USA), der Universität von Minnesota (USA) und der Universität von Chicago (USA), war sein Beitrag für Kirche und Gesellschaft weithin bekannt.

Dr. Minz war erster Präsident des YMCA Ranchi, Rektor des Theologischen Colleges der Gossner Kirche und spielte eine entscheidende Rolle bei der Gründung von Vikas Maitri, einer kirchlichen Organisation, die sich für die Rechte der Armen einsetzt. Als erster Bischof der Nordwest-Gossner Kirche - die Diözese hatte sich 1977 von der Gossner Kirche abgespalten - initiierte er die Veröffentlichung der ersten „Kunrukh-Bibel”, einer Bibel-Übersetzung in die Sprache des Adivasi-Volkes Oraon. Auch für die Frauenordination setzte er sich ein. Diese beiden Meilensteine wurden im Jahr 2000 erreicht.

Als aktives Mitglied des Jharkhand-Koordinationskomitees gab Bischof Normal Minz der Jharkhand-Bewegung ein intellektuelles Gesicht und war gleichzeitig eine moralische Instanz. Sein tiefes und echtes Engagement für die Rechte der Adivasi (indigene Völker) führte ihn zur Teilnahme am „Indian Council of Indigenous and Tribal People”.

Seine späteren Jahre widmete er der Entwicklung der Kunrukh-Sprache. Er übersetzte die von Missionar Ferdinand Hahn verfasste Kunrukh-Grammatik und schrieb auch einen Roman in Kunrukh. Für seinen Beitrag zur Entwicklung der Sprache wurde er 2017 mit dem Sahitya Academy Award ausgezeichnet. Am 6. Mai 2021 wurde Bischof Nirmal Minz in Ranchi zu Grabe getragen.
(Berlin, 7.05.2021)