Kohle-Mine: Gefahr für Mensch und Natur

Gespräche in einer Kohle-Mine.
Kohle-Mine im Gwembe-Tal. © Christian Reiser

Projektreise: Gossner-Delegation im Gwembe-Tal

Besuch auf einer chinesischen Kohlemine im Süden Sambias. Hier finden Hunderte Menschen Arbeit. Doch: Die Mine bedeutet auch Gefahr. Für das Dorf, für die Umwelt, für die Menschen. Erste Eindrücke von einer Projektreise nach Sambia.

Bereits die Anfahrt zum Dorf Siamajele lässt nichts Gutes erahnen. Am Wegesrand stehen verlassene Hausruinen. Die unbefestigte Straße ist erst staubgrau, dann tiefschwarz: Kohlestaub überall, tiefe Schlaglöcher, voll beladene Lastwagen. „Es sieht gespenstisch aus“, betont Gossner-Direktor Christian Reiser, der gemeinsam mit Projektkoordinator Dr. Volker Waffenschmidt zu einer Projektreise nach Sambia aufgebrochen ist.

Von Lusaka aus ging es am zweiten Tag weiter in den Süden des Landes, ins hügelige Gwembe-Tal, wo die Arbeit der Gossner Mission in Sambia in den 1960er Jahren begann.

Und plötzlich riss die Erde auf

In dem abgelegenen und überwiegend ländlichen Gebiet leben etwa 150.000 Menschen, vor allem von der Volksgruppe der Tonga. Die meisten ernähren sich von der Subsistenzlandwirtschaft. Einige haben ein zusätzliches Einkommen aus kleinen Geschäften oder Werkstätten, andere finden Arbeit im Tourismus- und Fischerei-Sektor – oder auf einer Kohlemine. Die Minen aber sorgen seit Jahren für Unruhe und Unsicherheit, auch für Ängste und Verbitterung.

„Früher gab es hier nur das Dorf Siamajele und die Felder der Bauern“, erläutert Milupi Silumesii, Manager der Gossner-Partnerorganisation KDF. Doch dann wurden Kohle-Stollen gegraben – und wenig später begann die Erde darüber aufzureißen. „Man hat den Menschen im Dorf untersagt, weiterhin auf ihren Feldern zu arbeiten; viele Familien mussten wegen der Gebäuderisse ihre Häuser verlassen.“

Diejenigen, die eine kleine Entschädigung von Seiten der chinesischen Mine-Betreiber erhielten, wohnen nun entlang der schwarzen Piste, nicht weit von ihren alten Häusern entfernt. Reiser: „Die Entschädigung war klein und ist längst ausgegeben, das Leid aber ist bis heute groß.“

Unfälle, Umweltschäden, unbewohnbare Häuser

Zudem sind die Sicherheits- und Umweltstandards in der Mine katastrophal. Regelmäßig gibt es Unfälle; manche enden tödlich. Zeitweise wurde dem Betreiber der „Collum Coal Mine“ die Konzession entzogen, heute aber ist sie wieder zurück.

„Wir haben das Gespräch mit zahlreichen Arbeitern gesucht, aber auch mit Menschen, die ihre Häuser aufgeben mussten“, berichtet der Gossner-Direktor. „Was uns auch schockiert hat, sind die Arbeitsbedingungen rund um die Minen. Frauen und Kinder graben nach „red ash“, unterirdisch verbrannter Kohle. Mit ihren Eimern beladen sie 40-Tonner-Lastwagen; die Kohle ist für die Kachelindustrie bestimmt.“  

Rechtsbeistand erhalten zahlreiche Betroffene, die ihre Häuser verlassen mussten, von der Kaluli Development Foundation (KDF). „Unser Partner ist seit Jahrzehnten verlässlich vor Ort“, betont Reiser. „Das Ziel der Gossner-Nachfolge-Organisation ist bis heute, die Lebensumstände der Menschen hier zu verbessern. In vielerlei Hinsicht. Das ist beeindruckend!“

Direktor Christian Reiser und Projektkoordinator Dr. Volker Waffenschmidt werden sich noch bis zum 7. Juli in Sambia aufhalten, um Projekte zu besuchen und Gespräche mit den Partnern zu führen. Bei ihren Besuchen vor Ort werden sie von den Gossner-Repräsant:innen in Sambia, Martina Kaupen und Robin Ogden, begleitet.

Die Arbeit der Gossner Mission in Sambia: Schwerpunktthema in unserer Zeitschrift (2020, PDF) >>