Indische Christen sind tief verunsichert

Gut besucht: die UELCI-Tagung.

Dachverband lud zum Round Table nach Sri Lanka ein

Die indischen Kirchen fühlen sich unter Druck. Offen über Probleme und Herausforderungen zu sprechen, scheint in Indien riskant. Daher lud der lutherische Dachverband UELCI diesmal nach Sri Lanka zum Runden Tisch ein.

Die Verunsicherung sitzt tief. Viele Christinnen und Christen in Indien fühlen sich eingeschüchtert. Visa werden verweigert, Menschen bespitzelt oder willkürlich festgehalten. In einigen Bundesstaaten kam es zudem wiederholt zu Übergriffen durch gewaltbereite nationalistische Bevölkerungsgruppen.

Der Dachverband UELCI (Vereinigte Evanglisch-Lutherische Kirchen in Indien) lädt alle zwei Jahre die leitenden Geistlichen der lutherischen Mitgliedskirchen, Vertreter:innen der Frauen- und Jugendarbeit sowie die Missionspartner dieser Kirchen aus Europa und den USA und den Lutherischen Weltbund zu einem Treffen ein. Der letzte Round Table fand 2019 in Vishakhapatnam statt.  

Dann kam die Corona-Pandemie; und die UELCI sowie viele ihrer Mitgliedskirchen verloren ihren „FCRA“ (Foreign Contribution Regulation Act = indisches Gesetz, das den Zufluss ausländischer Gelder in das Land regelt) und damit ihre ausländische Unterstützung. Auch die Visavergabe an die ausländischen Partner:innen ist aufwändig und unsicher geworden. „Deshalb wurde bereits 2023 ein Treffen in einem Nachbarland Indiens vereinbart, dann aber wieder abgesagt“, erläutert Gossner-Direktor Christian Reiser.

Moderator Kerketta von der Gossner Kirche mit dabei

Nun aber fand der Runde Tisch endlich wieder statt: in Colombo, Sri Lanka. „Möglicherweise ein Modell für die Zukunft, solange sich die Politik in Indien nicht ändert. Auch das Hamburger Missionswerk traf sich schon vorher mit seinen Partnern in Sri Lanka.“

Die große Mehrheit der 14 Mitgliedskirchen war beim Round Table mit ihrem leitenden Geistlichen vertreten. Für die Gossner Kirche waren der neue Moderator Marshel Kerketta sowie Generalsekretär Iswar Datt Kandulna vor Ort.

Dr. Asir Ebenezer, Generalsekretär des Indischen Kirchenrats (NCCI), ging in seiner Rede auf die heutigen kontextuellen sowie finanziellen und verwaltungstechnischen Herausforderungen ein. Er empfahl den Kirchen, politisch nicht zu stark in Erscheinung zu treten.

Der Entzug der FCRAs zwinge nun dazu, die eigenen Ressourcen zu nutzen, insbesondere den enormen Landbesitz. Nach dem Staat seien die christlichen Kirchen der größte Landbesitzer in Indien.

Reiser: "Tagung sorgte für ein Zusammenrücken"

„Die Tagung war durchaus, insbesondere für die Kirchenvertreter:innen, eine Herausforderung“, so Christian Reiser. „Die momentane Situation in Indien erzwingt manche Gedanken ,out of the box´.“

Der Gossner-Direktor weiter: „Die Sitzung war anregend und brachte Kirchen und Missionspartner enger zusammen. Trotz der schwierigen Situation sind eine Zusammenarbeit und das Überwinden von Hürden möglich. Verstärkt wurde mein Eindruck, dass wir mit der Gossner Kirche einen bescheiden auftretenden und guten Partner an unserer Seite haben.“  

Der nächste Runde Tisch soll im Februar 2026 stattfinden, wahrscheinlich in Sri Lanka oder Nepal.