„In Assam wurden Menschenrechte verletzt“

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Christliche Kirche in Assam. © Christian Reiser

Eingriff in das Menschenrecht der Religionsfreiheit

Mit der Ausweisung der Gossner-Delegation und der Inhaftierung zweier Gossner-Christen in Assam wurde das „Menschenrecht der Religionsfreiheit“ verletzt: Die Zeitschrift „Welt-Sichten“ greift dieses Thema in ihrer Dezember-Ausgabe auf.

Ende Oktober wurde eine siebenköpfige Delegation der Gossner Mission und des Kirchenkreises Emden-Leer, zu der auch Direktor Christian Reiser und Superintendentin Christa Olearius gehörten, aus Assam ausgewiesen. Die Gruppe hatte Möglichkeiten einer Partnerschaft zwischen dem Kirchenkreis und der Gossner Kirche in Indien ausloten wollen; sie hatte Kirchengemeinden besucht, an Gottesdiensten teilgenommen und sich über Projektfortschritte informiert. Doch nach einer Woche Aufenthalt kam das vorzeitige Aus: Die deutsche Delegation musste Indien verlassen; die beiden indischen Begleiter wurden inhaftiert und durften erst nach mehr als vier Wochen das Gefängnis wieder gegen Kaution verlassen.

Freude in Assam: Rückblick auf die Freilassung der beiden Gossner-Christen >>

Dr. Patrick Schnabel, Beauftragter für Menschenrechte der Evangelischen Kirche Berlin- Brandenburg – schlesische Oberlausitz (EKBO), wertet in der Zeitschrift „Welt-Sichten“ das Vorgehen der Behörden in Assam als weiteres Beispiel dafür, dass in Indien die Situation für religiöse Minderheiten und die Zivilgesellschaft immer schwieriger wird. „Der Vorgang beunruhigt gleich aus mehreren Gründen“, so Schnabel in „Welt-Sichten“. „Offensichtlich liegt ein erheblicher Eingriff in das Menschenrecht der Religionsfreiheit vor, wie sie etwa in Artikel 18 des UN-Zivilpaktes definiert wird. Indien gehört zu den Unterzeichnerstaaten“, sagte der Kirchenrechtler und Theologe.

Der Vorgang sei darüber hinaus aber ein weiteres Indiz dafür, dass Indien wie auch andere Staaten Arbeit und internationale Verbindungen (zivil)gesellschaftlicher Kräfte zunehmend einzuengen versuchen. „Schließlich stehen die Ereignisse auch im Zusammenhang der populistischen Bewegung des Hindu-Nationalismus, unter dem neben Christinnen und Christen auch Muslime und Angehörige anderer religiöser Minderheiten in Indien leiden. Es wäre wünschenswert, wenn sich die ‚größte Demokratie der Welt‘, wie Indien gerne genannt wird, wieder auf die großen Stärken besinnt, die ihr aus ihren Traditionen der Rechtsstaatlichkeit und einer historisch gewachsenen kulturell-religiösen Vielfalt zukommen“, so Dr. Patrick Schnabel in der „Welt-Sichten“.

Christian Reiser in einer Video-Andacht zum Thema (5:52 min.) >>