Goßner sendet selbst 141 Missionare aus
141 Missionare sandte Johannes E. Goßner bis zu seinem Tod im Jahr 1858 in alle Welt aus. Er tat dies von seinem Gartenhaus aus, ohne eigenes Büro und ohne Mitarbeitende. Die ersten 12 gingen nach Australien.
Der Auszug der ersten Missionare beginnt für Johannes Evangelista Goßner (1773 – 1858) mit einem Rückzug. Als Pfarrer der Berliner Bethlehemsgemeinde ist er zugleich Mitglied im „Comité der Berliner Missionsgesellschaft“. Diese Vereinigung entsendet vor allem wissenschaftlich ausgebildete Theologen. Sie erhalten nach dem Studium eine missionarische Zusatzausbildung, um in fernen Ländern das Evangelium verkünden zu können. Der nötige wissenschaftliche Vorlauf leuchtet Goßner nicht ein, und so tritt er aus dem Comité aus. Damit ist die Sache für ihn eigentlich erledigt.
Doch dann die Wende. Goßner berichtet: „Nachdem ich aus dem Comité der hiesigen Missions-Gesellschaft ausgeschieden und fest entschlossen war, mich ferner aller Einwirkung in das äußere Missionswerk zu enthalten, so erhielt ich bald darauf von einem achtbaren Manne in der Stadt unerwartet folgendes Schreiben: ›Eine Anzahl von 8 und mehr jungen erweckten Männern, größtentheils Handwerksgesellen fordern mich dringend auf, Ihnen eine Bitte vorzulegen ... Sie fühlen sich nämlich alle getrieben von der Liebe Christi…“
Der „achtbare“ Mittler ist ein gewisser Herr Lehmann. Und dieser teilt Goßner weiterhin mit, dass die Männer sich bereits bei der Berliner Mission beworben hätten, aber wegen ihrer mangelnden wissenschaftlichen Ausbildung vom Comité abgewiesen worden seien. Nun wollen sie von Johannes Evangelista Goßner zu Missionaren ausgebildet werden: Der will sich aber zunächst aus „Rücksichten“ gegenüber dem Comité nicht darauf einlassen.
Acht junge Männer stehen früh vor Goßners Tür
Schließlich kommen sie doch zu ihm, wie er vermerkt, am 8. Dezember 1836 morgens früh 8 Uhr (!). Nachdem er mit den drei Schneidern und zwei Schuhmachergesellen gebetet hat, kommt er zu der Überzeugung: „Es kommt vom Herrn!“ Die Handwerker besuchen ihn in den folgenden Wochen immer wieder und ihre Zahl soll in einem Monat auf zwölf angestiegen sein.
Es beginnt nun eine Zeit des Unterrichts, der sie zum Missionarsberuf befähigen soll. Als Handwerker können und sollen sie wie Paulus für ihren Unterhalt selbst sorgen und später andere in ihrem Handwerk unterrichten.
Die ersten Missionare gingen nach Australien
Am 9. Juli 1837 findet in der Berliner Bethlehemskirche, somit Goßners Gemeinde, der Aussendungsgottesdienst für die zwölf Missionare statt, die nach Australien entsandt werden sollen. Zu ihnen gehört auch ein „Candidat“ der Theologie, Wilhelm Schmidt, der die Abschiedsrede hält.
Beschwerliche Schiffsreise nach Australien
Die Reise geht über Hamburg nach England und Schottland. Am 12. September 1837 sticht der Segler Minerva vom schottischen Hafen Greenrock in Richtung Australien in See. Während der beschwerlichen Fahrt, die mehr als vier Monate dauert, bricht Typhus aus. Einer der Männer wird in Sydney sterbend an Land getragen. Dennoch setzen die Missionare ihren Weg fort. Sie erreichen die Moreton-Bucht am 2. Juni 1838, also fast ein Jahr nach ihrer Aussendung. Hier bekommen sie von der britischen Verwaltung einen Hügel zugewiesen.
Sie roden Wald, errichten Häuser und beackern Felder. Und geben der neuen Siedlung den Namen „Zions Hill“. Aber ihre Mission entwickelt sich anders als gedacht. Einige der Missionare entscheiden sich für einen Verkündigungsdienst unter den Strafgefangenen und Soldaten in Brisbane.
Und: In Zions Hill“ entsteht im Laufe der Zeit eine kleine deutsche Gemeinde. Der Ansiedlung der neuen Kolonisten folgt ab 1850 das Streben nach einer kirchlichen Struktur. So wird auch für die Handwerkermissionare Goßners eine kirchliche Ausbildung nötig. Die Brüder Wagner und Hausmann beispielsweise werden im ersten Predigerseminar Australiens nachträglich ausgebildet und sind später Gemeindepfarrer der sich gründenden australischen lutherischen Kirche.
141 Missionare gehen in alle Welt
Die zwölf Australien-Missionare sind die ersten, die von Johannes Evangelista Goßner entsendet werden: von seinem Gartenhaus aus, das auf dem Gelände des Berliner Elisabeth-Krankenhauses steht. Goßner arbeitet ohne eigenes Büro und ohne bezahlte Mitarbeiter; die Entsendung ist eine Aktivität seiner Berliner Bethlehemsgemeinde. Die von ihm selbst entsandten Missionare gehen nach Australien (23), Neuseeland (5), Neuguinea (5), Samoa (1), Guatemala (2), Indien (61), Afrika (Goldküste und Südafrika: 6), Südsee (Chatam Inseln: 5), Niederländisch Indien (Java, Neu-Guinea usw.: 28), Honduras, Polynesien (2) und Nordamerika (39).