Gossner Mission gedachte ihres Gründervaters

"Barmherzigkeit üben und für Gerechtigkeit sorgen"

 

Des Lebens und Wirkens Johannes E. Gossners gedachten die Gossner Mission und zahlreiche Freunde aus Anlass seines 150. Todestages. Der Pfarrer, Missions- und Krankenhausgründer war am 30. März 1858 in Berlin gestorben.


 Bei der Andacht auf dem Böhmisch-Lutherischen Bethlehems-Friedhof in Berlin-Kreuzberg zitierte Missionsdirektor Dr. Ulrich Schöntube aus der Grabrede, die Generalsuperintendent Carl Büchsel bei der Beisetzung Gossners gehalten hatte: „Gossner hat zurecht gebetet die Mauern des Krankenhauses, er hat zurecht gebetet die Herzen der Schwestern des Krankenhauses, er hat zurecht gebetet die Herzen der Reichen, dass sie haben ihre Hand aufgetan weit über die Grenzen unseres Vaterlandes hinaus, er hat zurecht gebetet die Missionsstation in Indien und hier auf Erden...“  

 

Am Grab enthüllten Schöntube und Pfarrer Bishwas aus Neu Delhi, der die Grüße der indischen Gossner Kirche überbracht hatte, eine Gedenktafel in Deutsch und Hindi, mit der die Gossner Kirche den Missionsgründer ehrte.

Begleitet von Posaunenklängen sangen die Freunde der Gossner Mission das so genannte Gossner-Lied „Segne und behüte“, bevor sie nach indischer Sitte Blumen auf das Grab streuten.


Zeit und Gelegenheit für ausführliche Gespräche gab es anschließend in der von Gossner gegründeten Elisabeth Klinik, in die die Gossner Mission zum offiziellen Empfang eingeladen hatte. Nach der Begrüßung durch Harald Lehmann, den Vorsitzenden der Gossner Mission, folgten Grußworte vom Geschäftsführer des Krankenhauses, Alexander Mommert, von Pfarrer Bishwas im Auftrag der Gossner Kirche, sowie von Superintendent Barthen im Auftrag der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.


Prof. Franz Segbers verknüpfte in seinem Festvortrag das Wirken Gossners mit der Frage, wie die Menschen in unserer Zeit glaubwürdig als Christen leben können. Dabei betrachtete er Gossners diakonisches Wirken zunächst im historischen Kontext. Segbers zeigte Parallelen auf zu Wichern, Löhe und Marx und betonte die große Bedeutung der Gossnerschen Arbeit, der aber leider – gerade 2008 im Wichern-Jahr – zu wenig Beachtung  geschenkt werde. „Ohne die Impulse von Gossner und Wichern würde es die Diakonie in heutiger Form nicht geben“, so Segbers. Wichern habe sich in vielen Fragen an Gossner orientiert und immer wieder auf diesen verwiesen.


Beide hätten sich den großen sozialen Herausforderungen ihrer Zeit gestellt. Heute nun stünde die Gesellschaft wiederum vor großen Herausforderungen. In den Zeiten hoher Arbeitslosigkeit werde der Sozialstaat zunehmend abgebaut. „Lazarus ist heute wieder unter uns zu finden, wie er zu Zeiten Gossners und Wicherns in Berlin und Hamburg zu finden war.“ Segbers warnte davor, in dieser Situation in die „Falle der Barmherzigkeit“ zu tappen und sich mit karitativem Engagement zu begnügen. Heute sei es wichtig, mit Gossner und über Gossner hinaus zu wirken: „Barmherzigkeit üben und Gerechtigkeit anstreben.“


Auch Gossner-Freunde in anderen Teilen der Bundesrepublik gedachten am 30. März des Wirkens des Missionsgründers. Die auf Gossner zurückgehende indische Gossner Kirche hatte bereits Anfang März aus Anlass des Todestags zu einem Seminar eingeladen.

(Berlin, 30.03.2008)

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