Gossner Kirche: Pfarrerinnen beliebt

Pfarrerinnen der indischen Gossner Kirche (GELC)

Gossner Mission fördert junge Frau über Stipendium

Die Arbeit der Pfarrerinnen in den Gemeinden der indischen Gossner Kirche kommt gut an! Das ist das Ergebnis einer internen Evaluation, die die Kirche im vergangenen Jahr durchgeführt hat. Denn was in deutschen Gemeinden längst selbstverständlich ist, hat sich in Indien noch immer nicht wirklich eingespielt. Im Jahr 2000 wurden in der Gossner Kirche erstmals Frauen ordiniert. In der Umfrage nun geben 96 Prozent der befragten Gemeindemitglieder an, dass die Pfarrerinnen gute oder sehr gute Arbeit leisten. Die Gossner Mission fördert Frauen in der Gossner Kirche seit 15 Jahren über ihr Stipendienprogramm für Theologie-Student:innen.

Alice Surin ist Pfarrerin in Tezpur in der Diözese Assam. Zu ihrem Pfarrbezirk gehören rund 600 Familien, die über 23 kleine Gemeinden verstreut sind. Die Wege dorthin sind oftmals gefährlich für sie als Frau. Daher ist sie darauf angewiesen, einen männlichen Begleiter zu finden, wenn sie abgelegene Gemeinden besuchen will. „Und in der Regenzeit geht es manchmal gar nicht! Dann schwellen die Flüsse so sehr an, dass die Brücken unpassierbar sind. Ein Problem sind auch die Elefanten, die bei uns auf dem Land leben – immer auf der Suche nach Essbarem. Wenn sie Hunger haben, sollte man sich vor ihnen in Acht nehmen“, erzählt die Pfarrerin.

Das Mobilitätsproblem teilt sie übrigens mit vielen ihrer Kolleginnen. Nur wenige besitzen einen Führerschein; von Auto oder Moped ganz zu schweigen. „So stehen wir alle immer wieder vor der Herausforderung, wie wir unsere Gemeindeglieder in den Dörfern erreichen können.“

Diese und ähnliche Fragen werden in dem umfangreichen Bericht thematisiert, den die Gossner Kirche vorgelegt hat. Befragt wurden 26 Pastorinnen, 35 Laien in den Gemeinden und 24 Bischöfe und Amtsträger in den Diözesen. Während die Pastorinnen selbst ablehnende Haltungen in den Gemeinden (35 %) und schwierige Mobilität (21 %) als größte Probleme nennen, sehen das die Gemeinden ganz anders. Konkret: 72 % der Gemeindeglieder attestieren ihnen gute, weitere 24 % sehr gute Arbeit. 97 % bescheinigen den Pfarrerinnen, dass sie die Gemeindearbeit beleben, die Frauen stärken und sich vor allem um Familien und Jugendliche kümmern. Nur 4 % geben an, dass sie familiäre Pflichten für die Pastorinnen als problematisch ansehen.

In der Gossner Kirche gibt es zurzeit 200 Pastorinnen und Pastoren, davon sind 29 weiblich. Außerdem arbeiten 27 nicht ordinierte Theologinnen im Dienst der Kirche. Viele der Frauen kommen vom Land und aus einfachen Verhältnissen. Sie sind darauf angewiesen, für ihr Studium ein Stipendium zu erhalten.

Aus der Kirchenleitung der Gossner Kirche kommt der Kommentar: „Ohne das Stipendienprogramm der Gossner Mission hätten wir nicht so viele Pastorinnen. Wir sind stolz, sie zu haben.“ Folglich votieren 96 % der Befragten insgesamt für eine Fortführung des Stipendien-Programms. Die Gossner Mission fördert Theologie-Student:innen jährlich mit 6000 Euro. Das soll auch so bleiben.

Die Berliner Regionalbischöfin Ulrike Trautwein hat das Thema Frauen-Ordination in der Gossner Kirche in einem Artikel beleuchtet.
In: Gossner. 1/2020 (PDF) >>