Billige Textilien aus China und Indien lähmen Abfallsysteme
Nepals Flüsse ersticken im Müll. Neben der Flut der Plastikflaschen rücken nun vor allem billige Kleidungsstücke aus Indien und China in den Blick. Sie überschwemmen Nepals Textilmarkt und bringen die Abfallsysteme zum Erliegen.
6000 Flüsse fließen durch Nepal – vor vielen Jahren waren sie so sauber, dass die Menschen bedenkenlos aus ihrem Wasser trinken konnten. Nun hat eine Untersuchung der Organisation „Eco Age“ das Ausmaß ihrer aktuellen Verschmutzung aufgedeckt.
Besonders sichtbar ist diese Verschmutzung in Kathmandu, wo sich die Flüsse Bagmati und Dhobi Khola durch das städtische Gelände schlängeln. Die steilen Ufer sind mit bunten Stofffetzen übersät. Hier ein Stapel Jeans, dort bunt bedruckte T-Shirts, während grüne und gelbe Stofffetzen an Ästen über dem Wasser baumeln oder träge im Fluss dahintreiben.
Giftige Chemie gelangt ins Wasser
Zwar hat Nepal den Import von Second-Hand-Kleidung verboten, doch immer stärker sorgt der Import von extrem billigen neuen Kleidungsstücken für einen Kollaps der Abfallsysteme. Denn trotz des Verbots türmen sich kleine und große Kleiderberge entlang der Flussufer und auf den Brachflächen rund um Kathmandu. „Fast Fashion“ landet in den Flüssen und zerstört zudem die wunderschönen Landschaften Nepals.
Denn die Nachländer Indien und China sind Giganten der modernen Bekleidungsindustrie. Nach Angaben der Weltbank exportieren sie 89 Prozent aller in Nepal gekauften Kleidungsstücke und Textilien – und diese sind so billig, dass sie oft nur wenige Male getragen werden, bevor sie im Müll landen.
Das hat Auswirkungen auf das gesamte Ökosystem. Denn aufgrund des chemie-intensiven Herstellungsprozesses sind Textilabfälle hochgiftig. Bei der Zersetzung entsteht Plastikmüll, bzw. wird Methangas produziert. Und über das Wasser gelangen die giftigen Stoffe in den Boden und in die Nahrungsmittel. „Ein Teufelskreislauf“, betonen Verantwortliche in Nepal.
1700 Kilometer lange Schmugglergrenze
Teilweise werden Importbeschränkungen gefordert. Andere sorgen sich, dass Importbeschränkungen für Fast Fashion den Schwarzmarkthandel weiter anheizen würden. Im Jahr 2024 bezeichnete ein Handelsbericht der nepalischen Regierung die 1700 Kilometer lange offene Grenze zwischen Nepal und Indien als „Hotspot für organisierte Schmuggelaktivitäten“.
Große Lagerhäuser an der Grenze dienen als Drehscheiben für den Schmuggel – etwa für Raubkopien von Schuhen, die später in den Geschäften landen und der nepalischen Regierung jedes Jahr 45 Millionen US-Dollar an nicht gezahlten Steuern kosten.