Wald schafft Zukunft: 85.000 Laubbäume gepflanzt
im Süden Europas brennt der Wald! Und in Deutschland? Auch hier leidet der Wald unter dem Klimawandel. Die Stiftung „Wald schafft Zukunft“ hat 85.000 Laubbäume gepflanzt: Baumarten, die mit weniger Wasser zurechtkommen.
In Sambia unterstützt die Stiftung die Entstehung von Schulgärten, ein Projekt der Gossner Mission. Kerstin und Wilfried Hälker die die Stiftung "Wald schafft Zukunft" vor fünf Jahren gegründet haben, äußern sich im Interview.
"Kiefern-Monokulturen müssen umgebaut werden!"
Wie kam es zu der Idee der Stiftungsgründung? Haben Sie eine besondere Leidenschaft für Wald? Speziell für den deutschen Wald?
Kerstin Hälker: Etwas im Leben Erreichtes zu bewahren und dies auch noch für Menschen, denen es im Leben nicht so gut geht oder gegangen ist – das war und das ist unsere Vision.
Wilfried Hälker: Als Jäger hatten wir immer eine besondere Beziehung zur Natur. Und dann erhielten wir die Chance, in unserer Heimat in Brandenburg Wald zu erwerben und selbst in diesem aktiv zu sein. Ihn zu gestalten, etwas wachsen zu sehen und die Natur zu erleben, das war unser Alltag in den letzten Jahren und wird es immer bleiben. Unsere Forstbetriebe sind nun Eigentum der Stiftung, werden von der Stiftung bewirtschaftet und können in ihrer Gesamtheit niemals zu anderen Zwecken als denen in der Satzung formulierten Zwecken verwendet werden.
Kerstin Hälker: Und um auf die „Leidenschaft“ zurückzukommen: Heute steht nicht mehr die nachhaltige Bewirtschaftung der Waldbestände zur Gewinnerzielung im Vordergrund, heute ist es der Umweltschutz, den wir im nun Stiftungswald praktizieren können. Wir haben begonnen, die bisher vorhandenen Kiefern-Monokulturen schrittweise in einen naturnahen Dauerwald umzubauen. Nur dann hat der Wald eine Chance, den sich ändernden Klimabedingungen zu widerstehen. In den letzten Jahren sind im Stiftungswald über 85.000 Laubbäume gepflanzt worden. Esskastanien, Roteichen, Robinien, Walnuss, Baumhasel, Rotbuchen, Traubeneichen, Spitzahorn, Winterlinden, Hainbuchen, Vogelkirschen – all dies sind Baumarten, die mit weniger Wasser und längeren Hitzeperioden besser zurechtkommen. Es wird Jahrzehnte dauern, bis die Umstrukturierungen abgeschlossen sind, aber wir hoffen, dass dann unsere Enkel diese Erfolge sehen können.
Bringen Sie einen entsprechenden beruflichen Hintergrund mit? Sind Sie gelernte Forstwirte?
Wilfried Hälker: Nein, nicht wirklich. Im Haupterwerb waren wir bis 2013/2014 Beamte in der Finanzverwaltung. Für eine Umschulung zum Forstwirt oder ein forstwirtschaftliches Studium waren wir einfach zu alt. Aber wir sind Autodidakt genug, um viel über den Wald zu lesen und zu lernen. Und wir haben über die Jahre viele Erfahrungen gesammelt. Uns ist es gelungen, eigene Forstbetriebe aufzubauen, die nachhaltig Erträge erzielen und die schließlich eine solide Grundlage bildeten, um unsere Stiftung mit einem ordentlichen Stiftungskapital auszustatten.
Hier kommt Ihre zweite „Leidenschaft“ ins Spiel: Mit dem Erlös aus dem Holzverkauf unterstützen Sie Projekte in mehreren afrikanischen Ländern. Warum tun Sie dies – und warum in Afrika?
Wilfried Hälker: Den afrikanischen Kontinent haben wir auf etlichen touristischen Reisen erlebt. Nicht immer nahmen wir nur positive Eindrücke und Erlebnisse mit nach Hause. Armut und Hoffnungslosigkeit sahen wir zur Genüge. Gerade diesem Kontinent sind in der Geschichte der Kolonialisierung schlimme Dinge widerfahren, und heute beobachten wir wieder ähnliche Entwicklungen in moderner Art. Wir in unseren modernen Konsumgesellschaften fragen meist nicht danach, wo die preiswerten Rohstoffe und Waren ihren Ursprung haben und ob deren Erwerb unter gerechten Bedingungen für die Menschen vor Ort erfolgt.
Kerstin Hälker: Bei unseren Reisen lernten wir Menschen kennen, die uns gezeigt haben, wie einfach und schnell Hilfe und Unterstützung vor Ort möglich sind. Und deshalb sind wir in Afrika aktiv. Die Stiftung führt eigene Projekte im Kongo und auf Madagaskar durch, aber das Hauptaugenmerk liegt auf Sambia. Da haben unsere Projektleiter:innen von Anfang an eigene Projekte durchgeführt. Wir gestalten Projekte auf dem Gebiet der Bildung. Denn der beste Weg aus der Armut ist der Bildungsweg!
Es wäre ja naheliegend, dass es bei Ihren Projekten in Sambia oder im Kongo auch um den Schutz der Natur geht. Um den Kampf gegen den Klimawandel.
Kerstin Hälker: Naturschutz und Klimawandel sind Themen, die in afrikanischen Ländern leider oft nur zweitrangig sind, von uns aber mit beachtet werden. In erster Linie geht es in unseren Projekten dort aber darum, den Menschen einen Weg in ein selbstbestimmtes Leben zu ebnen. In Deutschland aber orientieren wir uns tatsächlich vor allem am Umweltschutz. Wie oben beschrieben, ist der Stiftungswald insoweit Kern unserer Bemühungen. Daneben gibt es seit einiger Zeit auch diverse Projekte in Baden-Württemberg, die sich insbesondere mit der Insektenvielfalt und deren Erhaltung beschäftigen.
"Vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Gossner Mission"
Im Jahr 2022 haben Sie in Sambia einen Vertrag mit der Gossner Mission unterzeichnet.
Wilfried Hälker: Eine unserer Sambia-Reisen war verbunden mit einem Aufenthalt im Gossner-Gästehaus in Lusaka. Wieder zu Hause angekommen, informierten wir uns über die Gossner Mission. Vom ersten Kontakt an existiert eine vertrauensvolle und zielführende Zusammenarbeit. Zum Zeitpunkt unseres Kennenlernens lief gerade die Pilotierungsphase des Schulgartenprojektes, von dem wir hinsichtlich Zweck und Nachhaltigkeit sofort überzeugt waren. Gern ist unsere Stiftung bereit, Projektpartner zu unterstützen, die mit ihrem Know-how und ihrer Manpower gleiche oder ähnliche Ziele verfolgen.
Kerstin Hälker: So kam es auch zu diesem gemeinsamen Schulgartenprojekt: An insgesamt 14 Bildungseinrichtungen werden Schulgärten eingerichtet oder vorhandene verbessert. Das geht vom Bohren eines Brunnens und der Errichtung von Zaunanlagen bis hin zur Gestellung von Gartengeräten und Saatgut. Im Ergebnis werden Lebensmittel produziert, die sowohl verkauft als auch bei der Schulspeisung an die Kinder verteilt werden. Auch die Familien der Kinder profitieren. Aber es wird mit diesem Projekt noch viel mehr verteilt: nämlich Wissen! Die Kinder tragen ihre neu gewonnenen Gartenbau-Kenntnisse in ihre Familien weiter oder wenden sie später selbst an. Das ist doch einfach Klasse!
Das Interview führte Jutta Klimmt. Die komplette Fassung finden Sie in Ausgabe 2/2023 unserer Zeitschrift „Gossner.“ (Seite 22 - 25).
Zum Schulgartenprojekt in Sambia >>