Johannes E. Goßner: Zwischen allen Stühlen

Gossner Mission, Johannes E. Goßner, #250Jahre. Jubiläum, Geburtstag
Johannes E. Goßner.

Bespitzelt, zurückgewiesen, verbittert – und geliebt

Nach der erfüllten Zeit in Sankt Petersburg warten schwierige Jahre auf Johannes Evangelista Goßner. Ohne Anstellung, ohne Predigtauftrag, von der Polizei bespitzelt, von der Kirche zurückgewiesen. Teil 3 unserer Reihe „#250Jahre Goßner“.

Am 14. Dezember 2023 jährt sich der Geburtstag Johannes Evangelista Goßners zum 250. Mal. Anlass für die Gossner Mission, dem Wirken ihres Gründers verstärkt nachzuspüren.

In Sankt Petersburg hatte Johannes Evangelista Goßner als Priester an der römisch-katholischen Malteserkirche die Menschen begeistert! Dann folgte die Verbannung – und diese hatte auch zur Folge, dass ihm ab nun katholische Pfarrstellen verwehrt waren.

1824 trifft Goßner, aus Russland kommend, nach 17 Reisetagen in Berlin ein. Tief bekümmert und verbittert. „Was ich mir stets ersehnt hatte – eine Gemeinde, die brüderlich zusammenhält trotz aller konfessionellen Unterschiede – begann sich dort in Sankt Petersburg zu entwickeln!“, trauert er der verlorenen Gemeinde nach. Der Schmerz ist noch frisch, der Ärger sitzt tief – und die alten Berliner Freunde finden ihn verändert: „Goßner ist nicht mehr derselbe“, kommentieren sie.

Johannes Goßner: "Ich bin Christ!"

Es folgen unstete Jahre. Johannes E. Goßner lebt als Hauslehrer und -prediger sowie als Schriftsteller in verschiedenen Regionen Deutschlands, dabei immer zwischen Beobachtung und Vertreibung. Kirchlich und politisch heimatlos geworden, von der Polizei bespitzelt, hält er sich bei Glaubensfreunden auf, mal in Altona, mal in Leipzig oder Herrnhut. Dann auch wieder in Berlin oder auf den Herrenhäusern des preußischen Adels in Pommern und Schlesien.

In Leipzig spielt sich eine bezeichnende Episode ab. Goßner lebt hier sehr zurückgezogen, verfasst Schriften und Briefe. Doch nach und nach finden sich persönliche Freunde und Bekannte zu seinen Hausgottesdiensten ein. Eines Abends steht heimlich die Polizei vor der Tür. „Wir werden bespitzelt!“, ruft Goßners Köchin in Angst. Und tatsächlich: Als die Gäste später das Haus verlassen, müssen sie ihre Personalien angeben. Die Vorladung Goßners zur Polizei lässt denn auch nicht lange auf sich warten…

Auf der Polizeidienststelle wird er lange vernommen – und schließlich gefragt, welcher Konfession er angehöre. Goßners Antwort: „Ich bin Christ!“ Doch die Beamten sind damit nicht zufrieden: „Das ist nicht genug! Sind Sie katholisch, lutherisch oder was sonst?!“ Goßner kommentiert später lakonisch: „So, nun weiß ich gar von Amts wegen, dass es mitten in der Christenheit nicht genug ist, ein Christ zu sein!“

In aller Stille konvertiert

Nach der Befragung bei der Polizei schaltet sich das lutherische Konsistorium der Stadt ein. Man wirft dem Katholiken Goßner vor, dass seine Andachtsstunden, an denen meist Protestanten teilgenommen hatten, einen Eingriff in die Rechte der evangelischen Pastoren darstellen. Weitere "Hausversammlungen" werden ihm untersagt, und die Polizei ordnet die Ausweisung aus der Stadt an.

Immer wieder hofft Goßner, nach Sankt Petersburg zurückkehren zu können. Und immer wieder raten ihm Freunde, endlich zum evangelischen Glauben überzutreten. Er sträubt sich. Und nimmt dann doch im Juli 1826 in der evangelischen Dorfkirche von Königshain in Schlesien das Abendmahl in beiderlei Gestalt ein. In aller Stille. Und vollzieht damit den Übertritt zur evangelischen Kirche.

Nun geht es zurück nach Berlin. In der Hoffnung auf eine Gemeinde; mit dem Wunsch, endlich wieder vor vielen Menschen predigen zu können. Aber da hat der weltbekannte Prediger nicht mit der kirchlichen Bürokratie gerechnet….

Fortsetzung folgt.

Mehr zu den frühen Jahren Goßners in Berlin >>

Auf den Spuren des Missionsgründers (Video, 8:39 min.) >>