Trauer um sambischen Staatsgründer Kenneth Kaunda

Über das Gwembe-Tal-Projekt mit der Gossner Mission verbunden

Im Alter von 97 Jahren starb der erste Präsident Sambias, Kenneth Kaunda, am 17. Juni in Lusaka. Mit ihm verbindet die Gossner Mission eine ganz besondere Geschichte: Mit seinem „Hilferuf" begann 1970 die Arbeit der Gossner Mission im sambischen Gwembe-Tal: Für den Bau des Kariba-Stausees waren Zehntausende Tonga umgesiedelt worden. Sie kamen mit den neuen Bedingungen nicht zurecht, und Kaunda bat um Unterstützung. Sechs Jahre zuvor hatte er Sambia in die Unabhängigkeit geführt und bei den ersten Parlamentswahlen die absolute Mehrheit gewonnen. Die Gossner Mission trauert mit den Angehörigen um einen zwar nicht unumstrittenen, doch großen Politiker Afrikas. (Foto: Kaunda mit dem früheren Missionsdirektor Christian Berg)


1964 hatte es Kenneth Kaunda nach vielen schweren Jahren endlich geschafft: Sambia war unabhängig und er der erste frei gewählte Präsident. Sein Vater war als protestantischer Missionar aus Malawi nach Sambia gekommen, das damals noch britische Kolonie war.

Der Pfarrersohn begann, sich politisch zu engagieren - gegen die Kolonialmacht. Mehrfach wurde er eingesperrt; doch schließlich stand er an der Spitze der sambischen Unabhängigkeitsbewegung. Seine Vereinigte Nationale Unabhängigkeitspartei gewann bei den ersten Parlamentswahlen 1964 die absolute Mehrheit. Damit aber begannen weitere schwere Jahre: In dem neuen Staat lebten 75 unterschiedlichen Ethnien, die Mehrheit in bitterer Armut. Kaunda schaffte es, den neuen Staat zusammenzuhalten. Sein Konzept: "sambischer Humanismus".

In diesen Anfangsjahren war es noch, als Kenneth Kaunda 1968 am Rande einer Konferenz des Ökumenischen Rates der Kirchen im schwedischen Uppsala den damaligen Missionsdirektor Christian Berg um Hilfe für die umgesiedelte Tonga-Bevölkerung bat. Der Sambesi als der größte Fluss im südlichen Afrika war in den Jahren 1955 bis 1959 aufgestaut worden. Infolge der Flutungen hatten etwa 55.000 Menschen beiderseits des Flusses ihre Heimat verloren.

Auf sambischer Seite waren 32.000 Tonga relativ planlos zwangsumgesiedelt worden. Sie verloren ihre Lebensgrundlage und mussten sich in einer neuen Umgebung im höher gelegenen Gwembe-Tal neu zurechtfinden. Unter den ungewohnten Bedingungen (Boden, Klima) kam es zu Missernten.

Aus den ersten Kontakten der Gossner Mission zur sambischen Regierung entstand in kurzer Zeit das Gwembe South Development Project (GSDP), in das über viele Jahre hinweg engagierte Fachkräfte der Gossner Mission entsandt wurden. Der Schwerpunkt der Arbeit lag dabei vor allem im Bereich der Landwirtschaft zur Ernährungssicherung. 1998 wurde das Projekt in sambische Hände übergeben. Es hat sich unter dem Namen Kaluli Development Foundation (KDF) in eine eigenständige Organisation gewandelt, mit der die Gossner Mission heute eine enge Partnerschaft verbindet. Die innere Verbindung zum ersten Staatspräsidenten aber bestand ebenso ungemindert bis heute fort.
(Berlin, 18.06.2021)