Corona-Krise in Afrika: "Kein Arzt weit und breit!"

„Die Welt scheint zum Stillstand zu kommen”

Enges Zusammenwohnen, oftmals kein Zugang zu sauberem Wasser und eine unzulängliche Gesundheitsversorgung: In den Ländern des globalen Südens leben die Menschen in großer Angst vor der Ausbreitung des Corona-Virus. „Die gesamte Welt scheint zum Stillstand zu kommen”, schreibt Gladys Oyat, Schulleiterin in Kitgum (Uganda). „Auch bei uns in Afrika drohen schwere Zeiten. Lasst uns einander beistehen im Gebet.”


Bislang wurden in Uganda nur wenige Corona-Fälle bestätigt, doch die Regierung hat schnell reagiert: Schulen sind geschlossen, Konferenzen wurden abgesagt, große Gottesdienste verboten. Internationale Reisende aus Corona-Ländern dürfen nicht einreisen;  RückkehrerInnen müssen für zwei Wochen in Quarantäne gehen.

„Die afrikanische Kultur des engen Zusammenlebens und das eingeschränkte Gesundheitssystem werden die Pandemie zu einer großen Herausforderung machen”, befürchtet Gladys Oyat (Foto). Für die Schulleiterin aus Kitgum kam vor wenigen Tagen eine persönliche Herausforderung hinzu: Sie musste ihre Schülerinnen und Schüler für einen Monat nach Hause schicken. Doch viele widersetzten sich der behördlichen Vorgabe: „Die Kinder haben Angst - und sie glauben, dass sie in der Schule sicherer sind als daheim bei ihren Familien in den entfernten Dörfern.” 

Vor allem um die Menschen auf dem Land sorgt sich auch Louis Nawa, Projektleiter des Wasserversorgungsprojektes in Masuku (Sambia). „Die Menschen in den Dörfern leben oftmals weit entfernt von der nächstgelegenen Siedlung”, schreibt er. „Was wird geschehen, wenn in solchen Dörfern die Krankheit ausbricht?! Kein Arzt, kein Krankenhaus weit und breit! Eine solche Szenerie ist nur schwer vorstellbar.”

Und weiter: „Wir wissen, dass die medizinischen Einrichtungen in Afrika und insbesondere in Sambia nicht die besten sind, aber wir beten und vertrauen darauf, dass unser engagiertes medizinisches Personal die Herausforderungen bewältigen kann.”

Mable Sichali von der Partnerkirche United Church of Zambia (UCZ) blickt zunächst nach Deutschland: „Wir beten für alle unsere Schwestern und Brüder in Europa. Aber wir beten auch für Afrika, denn unsere Länder sind bereits durch andere Krankheiten belastet, die wir aufgrund der schlechten Gesundheitsversorgung nicht bewältigen können. Wenn das, was wir aus Europa hören, hierher zu uns kommt, haben wir nicht die Kapazität, damit umzugehen.” 

Trotz der Sorgen hält Mable Sichali an der ihrer Hoffnung fest: „Wir haben großes Vertrauen in die Kraft unseres Herrn Jesus Christus. Wir beten, dass wir nicht in Panik geraten, sondern stark im Glauben bleiben. Lasst uns auf das Beste hoffen.”
(Berlin, 26.03.2020)

Foto unten:
Schülerinnen an der Y.Y. Okot-Schule in Kitgum (Uganda)